Teil 1 |
Die Shibawelt in
Deutschland in den ersten 25 Jahren: eine Chronik von Doris Raue
Printveröffentlichung in den DCNH eV - Clubnachrichten Ausgabe 03-2012 (Aug. 2012) |
Schon weit vor über 10 000 Jahren lebte eine Hunderasse,
der Shiba Inu in Japan, heute wird diese auch bei uns in Deutschland
bewundert und sogar gezüchtet.
Früher waren 25 Jahre noch eine Ewigkeit, heute jedoch, in unserer
schnelllebigen Zeit, ist es nur ein Wimpernschlag und kaum noch vorstellbar,
dass der Shiba noch vor so kurzer Zeit bei uns so gut wie noch unbekannt war.
Die ersten Shibas kamen 1982 nach Deutschland!
Frau Bowien, eine absolute Liebhaberin dieser,
vor 30 Jahren noch völlig unbekannten Hunderasse, brachte den ersten
Shiba, eine Hündin namens „Quuki-Aka-Hime“ S22208/82, geb. am
06.02.1982, aus Schweden zu uns in das Land. Die Eltern dieser Hündin waren:
Vater: Japanimport „Shishio Toriumisow“, Mutter: „Zola Hime“
Diese Hündin war eine Sensation. Immer und überall, wo Frau Bowien mit ihr
in Erscheinung trat, wurde sie auf diesen Hund angesprochen. Immer
wieder fragten die Leute, ob sie einen Fuchs an der Leine hält,
oder ob es doch ein kleiner Husky oder sogar ein Wolf sei? Sie fuhr wieder zu ihrer Freundin, Frau Inga Carlson "Manlötens" nach Schweden und besprach mit ihr |
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diesen Wunsch, einen Rüden zu ihrer Hündin dazu nehmen zu wollen. Natürlich sollte es dann auch ein Rüde sein, der auch als Zucht-Partner für Quuki geeignet sei, dass somit auch die Blutlinien zusammen passen sollten. Das war „Tetu Ashi“ ! S56546/82, geb. am 25.08.1982, von den Eltern, Vater: Japanimport: „Benitama of Yoshikensow“, Mutter: „Dooka-Hime“. Frau Bowien wurde Mitglied im DCNH und am 30.04.1984 wurden beide Shibas von Frau Helga Karrock und Frau Annemarie Kolbe (beides Zuchtrichter des DCNH) angekört und in das DCNH – Zuchtbuch eingetragen. |
Körbericht von „Tetu-Ashi“: Deutsche Zuchtbuchnummer: SI-840001
Absolut top, rundherum mit nahezu allen erwünschten Rassemerkmalen. Pigmentierung: kräftig, Wesen: ruhig, aufmerksam, zurückhaltend. Ausdruck: edel, Gebäude: gehaltvoll, groß, guter Stand, ausreichend Boden deckend. Farbe: rot, dunkelbraune Augen. Es fehlen P1 o.r. + P2 u.l.+ r., Gangwerk absolut typisch.
Empfohlen als Zuchtpartner besonders für nicht übergroße Hündinnen, auf P-Verluste muß geachtet werden. HD-frei. Auf Lebzeit
Körbericht von „Quuki-Aka-Hime“:
An unterster Größengrenze stehende Hündin, die rundherum etwas edler sein könnte. Pigmentierung kräftig, Wesen: ruhig, aufmerksam, zurückhaltend. Ausdruck: geweckt. Gebäude: gehaltvoll, klein, guter Stand, ausreichend Boden deckend. Farbe: rot, dunkelbraune Augen. Es fehlen P2 o.l.+ r., u. P1 + P2 u.l. Gangwerk ausreichend raumgreifend, jedoch vorn u. hinten reichlich breit fußend.
Empfohlen als Zuchtpartner, nur für Rüden, die nicht an der untersten Größengrenze stehen. Den P-Verlusten muß bei der Partnerwahl Beachtung geschenkt werden. Nur Rüden mit besserem HD-Befund. HD-leicht. Bis 4/87
Das waren die beiden ersten Shibas in unserem heutigen Zuchtbuch. Die Voraussetzungen waren erfüllt und nun konnte die Zucht in Deutschland beginnen!
Aber wie es im Leben so ist, es kommt immer anders, als man denkt!
„Quuki“ ließ sich von „Tetu Ashi“ nicht decken....
Allen Versuchen zum Trotz, keine Chance. „Quuki“ war nicht zu überreden und auch „Tetu Ashi“ verlor dann bald wieder das Interesse an „Quuki“, die Läufigkeit war vorbei!
Ein wenig war Frau Bowien nun doch enttäuscht, aber das Wichtigste war doch, dass es den Hunden gut ging. Ein gesundheitliches Problem konnte bei beiden Hunde ausgeschlossen werden, scheinbar stimmte die Chemie zwischen „Quuki“ und „Tetu Ashi“ nicht. Dieses allerdings konnte man auch nicht erzwingen.
Frau Bowien stand vor einer großen Entscheidung: Sollte sie jetzt alle Pläne, einmal einen Shiba-Wurf aufzuziehen zu dürfen, über den Haufen schmeißen, oder sollte sie sich eine zweite Hündin dazu nehmen und mit dieser dann züchten? Fragen über Fragen ergaben sich und so richtig wusste auch Frau Bowien keine Antwort darauf. Wieder bat sie Frau Inga Carlsson um Rat und man entschied sich, es mit einer zweiten Hündin zu versuchen.
So kam
„Jitsu Hime“ S29014/85, geb. am 11.10.1984, ihr Vater war: „Maritsukio“ und die Mutter: „Manlötens Emiko“, zu Frau Bowien ins Haus. Inzwischen wurde auch „Quuki“, die Hündin von Frau Bowien wieder läufig. Selbst bei dieser Läufigkeit war das gleiche Szenario zu beobachten, „Quuki“ ließ sich wieder nicht decken! Alle Versuche brachten keinen Erfolg. |
Nun war Frau Bowien auch davon überzeugt, es richtig gemacht zu haben, dass sie „Jitsu Hime“ zu sich genommen hatte. „Jitsu“ war jetzt Frau Bowiens große Hoffnung für die Zucht. „Jitsu“ wuchs heran, aber die Dauer des Glücks sollte nicht lange anhalten. Mit „Jitsu's“ erster Läufigkeit begann ein gnadenloser Konkurrenzkampf der beiden Hündinnen. Alle Versuche, die beiden Hündinnen in einem harmonischen Hunderudel zusammenleben zu lassen, schlugen fehl. Sobald sich Frau Bowien auch nur etwas von ihnen entfernte, oder abgelenkt war, gingen beide Hündinnen wieder aufeinander los. Nach einem langen Gewissenskampf hatte sich Frau Bowien dann dazu entschlossen die Hündin „Quuki“ ihrer Freundin in Dänemark zu geben. Eine Entscheidung, die sie sehr schmerzte und tief traurig machte. |
. | Inzwischen, einige Zeit später, kam noch ein weiterer Shiba
aus Schweden nach Deutschland! Es war ein roter Rüde: „Manlötens
Qurasu-Jiuuni“ S55284/86. (genannt Che). Er kam zu Herrn Eberhart
Trumler (Haustierforscher + Schriftsteller) nach Birken-Honigessen auf
die Haustierforschungszuchtstation. Herr Trumler forschte schon lange mit dem Guinea-Dingo und durch die Ähnlichkeit zwischen Dingo und Shiba war auch Herr Trumler mehr als überrascht, als er zum ersten Mal auf die Shiba-Rasse aufmerksam wurde. Er hatte es fast nicht glauben können, dass es solch eine naturverbundene Rasse überhaupt noch gab und wollte unbedingt mehr über diese Rasse wissen. Um aber eine Rasse richtig kennen lernen zu können, war das einzige Ziel, selbst einen solchen Hund zu besitzen. Zu diesen Forschungszwecken überließ Frau Carlsson Herrn Trumler diesen Rüden „Che“. Herr Trumler war davon überzeugt, dass der Shiba vom aussehen her (phänotypisch), mit zu einer der ältesten Rassen der Welt gehören mußte. An Gentests war zu der Zeit noch nicht zu denken. Mehr dazu in den Trumler – Berichten, nachzulesen unter http://www.shiba.tv (Berichte über Eberhard Trumler). Mit „Jitsu“ lief nun aber endlich alles anders. „Jitsu“ wurde eine stolze Hündin, selbstsicher und sehr anschmiegsam. Sie wurde auf einer Körung vorgestellt, um dann mit ihr züchten zu können. |
Körbericht von „Manlötens Jitsu Hime“, deutsche Zuchtbuchnummer: SI 870003, Körrichterin: Helga Karrock.
Im Größenmittelstand stehende, kräftige, aufmerksame Hündin, harmonisches Gesamtbild, korrekt in den Proportionen, kräftiger, fester Rücken, sehr gute Fellstruktur, flottes, freies Gangwerk. Wesen: ruhig, zurückhaltend. Ausdruck: lebensfroh. Gebäude: mittelschwer, mittelgroß, ausreichend Boden deckend. Farbe: rot. Starke P-Verluste: P2 o.r.+l., P2 u.r.+l., P4 u.r.+l., P3 u.r. Für 2 Würfe.
Leider war „Jitsu“ nicht die beste Hündin, die man sich für eine Zucht gewünscht hätte, aber zu der Zeit war an einer großen Auswahl an Shibas noch nicht zu denken, somit mußte man versuchen, das Beste daraus zu machen.
„Jitsu“ stand wieder vor der Läufigkeit und als der Zeitpunkt gekommen war, ließ sie sich freudig von „Tetu Ashi“ decken. Frau Bowien war außer sich vor Freude. Sie konnte es kaum glauben, dass „Jitsu“ gedeckt war. Sollte es nun doch endlich bald den ersten Shiba – Wurf in Deutschland geben?
Nach weit mehr als 10 000 Jahren kam der erste deutsche Nachzucht-Wurf, einer immer noch in Japan lebenden Hunderasse, der Shiba Inu, am 30.09.1987 (also vor nunmehr 25 Jahren) zur Welt.
Frau Bowien selbst war sich dessen gar nicht so richtig bewusst, was sie eigentlich erreicht hatte. War sie doch nur durch Zufall an diese Rasse heran gekommen! Dadurch, dass ihre Freundin, Frau Inga Carlsson eine Quarantäne – Station in Schweden betrieb, kam ein Shiba aus Japan für 6 Wochen auf diese Station. Frau Carlsson verliebte sich so sehr in diese Rasse, worauf sie ihren ersten Shiba in Schweden von einer Japanerin als Geschenk bekam und eine Zucht mit weiteren Tieren aufbaute. So lernte Frau Bowien die Shibas bei ihren Besuchen bei Frau Carlsson kennen und lieben.
Durch ihren jetzigen Wurf trat Frau Bowien in die Geschichte der Shiba-Zucht ein.
Frau Bowien wurde Mitglied im DCNH (Deutscher Club Nordischer Hunde eV.) und züchtete auch nach dessen Regeln, obwohl sie eigentlich von solchen Regeln gar nichts wissen wollte. Sie stand immer auf Kriegsfuß mit diesen ganzen Bestimmungen. Über den DCNH aber bekam eine schon lange nach dem Shiba suchende Familie aus Einbeck die Adresse von Frau Bowien.
Bevor also die ersten Shiba – Welpen überhaupt das Licht der Welt in Deutschland erblicken sollten, hatte Frau Bowien nun die ersten Interessenten, die sich auch schon zu Besuch bei ihr und ihren Hunden angemeldet hatten.
Man konnte von diesen Hunden einfach nur begeistert sein und so wurde vereinbart, dass eine Hündin aus diesem Wurf nach Einbeck zu der Familie Raue gehen sollte, sofern eine Hündin auch im Wurf dabei war.
Vor 25 Jahren, am 30.09.1987 kam der erste Shiba – Wurf in Deutschland, in Hamburg, zur Welt.
Frau Bowien züchtete unter den Zwingernamen „Bo Bo's“ und somit wurden 3 Rüden und 1 Hündin, in das DCNH – Zuchtbuch mit den Zuchtbuchnummern DCNH-SI 870001 – 870004 eingetragen. Zu diesem Zeitpunkt gab es jetzt 3 erwachsene Shibas und 4 Welpen in Deutschland.
1987 1 Shiba – Wurf 3/1
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© Doris Raue, 2012